Review – Extract, Portrait of Soundartists(nvo) 2007 – by Heinrich Deisl, skug

V. A. : EXTRACT-PORTRAITS OF SOUNDARTISTS (NVO_011)
Das Wiener Label Nonvisualobjects legt mit “Extract. Portraits of Soundartists” als formschönes Buch plus DCD akustische Fährten Richtung Mikrosounds und schickt die Ohren auf Entdeckungsreise.
Stille: Spätestens seit John Cage eine ernstzunehmende kompositorische Praxis, von David Toop und anderen kontextualisiert, eine Art Gegenbewegung innerhalb experimenteller Soundart, die zum aktiven Zuhören zwingt. Die minimalisierten Soundcluster und -flächen gehen zwar schon als eigenständige Musik durch, dienen aber vor allem als Transportmedium, um die uns umgebenden Alltagsgeräusche musikalisch bewusster wahrzunehmen.
Bislang fehlte eine österreichische VÖ mit internationaler Relevanz, die sich ausschließlich mit derartigen Phänomenen auseinandersetzt. Nonvisualobjects war 2005 vom Musiker Heribert Friedl und dem Grafiker Raphael Moser gegründet worden. Von Anfang an hatte man sich dabei auf Sounds zwischen Installation, Ambient, Fieldrecordings und Stille verlegt, die Arbeitsmethode ist programmatisch: Reduktion. Experimente e-musikalischer Prägung stehen hier an, als Fluchtlinie sei etwa Bernhard Günter genannt.
Die 22 Tracks von Richard Cartier, Nao Sugimoto, Taylor Duprée, Steinbrüchel, Asmus Tietchens, Jos Smolders und klarerweise Günter und Friedl erforschen jene Klangfelder, die sich sozusagen hinter der Musik aufhalten. Mit der aus Montréal stammenden France Jobin aka I8U ist die einzige Frau auf dieser Compilation vertreten. Wenn auch in sich recht stringent, verzichtet dieser “Beginner’s Guide” auf überbordende Theoretisierungen sondern verlegt sich auf die Personen selbst. Ein löbliches Unterfangen, wenn man endlich mal erfährt, wie eben diese Musik entsteht. “Extract” zeichnet ein vielschichtiges Portrait der Künstler und ihrer interdisziplinären Herangehensweise, die sich vor allem an der Schnittstelle zwischen akustischer/visueller Präsenz/Absenz manifestiert. Dies passiert mittels Interviews, eigenen Texten oder biografischen Skizzen, dazu kommen selektierte Diskografien. Schließlich ist “Extract” reich illustriert mit Projektfotos, Grafiken, Zeichnungen und John Hudak liefert Comics ab. Ambitioniertes Projekt.
(heinrich deisl, skug)